Anmeldung bei 'Schule im Dialog'
Um das gesamte Angebot von „Schule im Dialog“ anzusehen und Arbeitsmaterialien als Muster herunterzuladen, ist keine Anmeldung notwendig.
Für uneingeschränkten Zugriff auf „Schule im Dialog“ registrieren Sie sich bitte unter „Registrierung“ als neuer Benutzer.
Wenn Sie sich bereits registriert haben, melden sich mit dem zugesandten Passwort an.

SiD auf facebook

13.11.2016

13. November 2016


Die US-Präsidentschaftswahl ist natürlich auch in meiner Familie ein Gesprächsthema. Am Samstag vor den US-Wahlen meint Felix beim Frühstück zu Myriam, die derzeit die achte Klasse besucht: „Wenn ich ein Lehrer von euch wäre, würde ich euch anbieten, die Wahlnacht gemeinsam in der Schule zu verbringen und via Livestream zu verfolgen. Das wäre doch eine spannende Sache!“ Auch Myriam findet diese Idee toll, meint aber, dass die Organisation solch einer Veranstaltung an ihrer Schule längerfristig geplant werden müsse und man dafür auch einen Lehrer gewinnen müsse. Beides würde sich innerhalb eines Tages nicht ausgehen.

Während ich dem Gespräch der beiden zuhöre, kann ich mich selbst immer mehr für Felix Idee begeistern. Wir werden eine Wahlnacht einfach bei uns in der Schule anbieten und so zur politischen Bildung unserer Schulkinder beitragen. Nach einem kurzen Telefonat mit Marianne und Bernhard – beide sind zum Übernachten bereit – klemme ich mich hinter den Schreibtisch und informiere die Eltern per Mail über unsere doch ziemlich spontane Schulveranstaltung.

Geplant ist, dass Bernhards Klasse mit ihm und mir die Wahlnacht in der Schule verbringt. Meine Klasse darf zwei Tage später, von Donnerstag auf Freitag, mit Marianne und mir übernachten. Übernachtungsverpflichtung besteht natürlich für niemanden.

Den Rest des Wochenendes verbringe ich mit Recherchen zum Thema US-Wahlsystem, während Bernhard sich darauf vorbereitet, die Persönlichkeit Hillary Clintons und Donald Trumps, sowie deren Wahlprogramme für 9- bis 12-Jährige fassbar zu machen. In seiner Klasse wird schon am Montag inhaltlich zum Thema US-Wahlen gearbeitet. Natürlich sind die Kinder von der Übernachtungsidee begeistert.

Als am Dienstag in der Früh die ersten „Wahlbeobachter“ in der Schule ankommen, verwandelt sich unser Gang bald in ein Schlafsack-, Luftmatratzen-, Isomatten- und Waschzeugchaos, das sich erst wieder lichtet, als nach dem Nachmittagsunterricht die Kinder meiner Klasse die Schule verlassen. Jetzt haben alle etwas mehr Platz und beginnen sich häuslich einzurichten, während Bernhard und ich unseren neuen Beamer aufbauen und ans Internet anschließen. Dann haben die Kinder etwas Freizeit, die sie spielend verbringen – ohne Computer!!

Anschließend wird wieder gearbeitet. Wir beschäftigen uns mit Hilfe meiner Arbeitsblätter mit den Unterschieden zwischen dem österreichischen und dem amerikanischen Wahlrecht und machen eine Einkaufsliste. Als Abendessen soll es Hot Dog mit Salat aus dem Schulgarten und für später Popcorn geben. Da drei Schüler fehlen, brauchen wir nur meinen Bus, um zum Merkur nach Horn zu fahren.

Dort beginnt eine weitere spannende Lektion aus „Lernen fürs Leben“. In Bernhards Klasse sind Runden und Überschlagsrechnungen gerade ein Thema im Mathematikunterricht. Also werden alle Lebensmittel, die wir einkaufen, auf ganze €-Beträge gerundet und im Kopf zusammengerechnet. Das dauert seine Zeit, außerdem muss man sich die jeweilige Zwischenergebnisse immer wieder merken. An der Kasse herrscht unter den Kindern Hochspannung, während die Kassierin ein Produkt nach dem anderen über den Scanner zieht. Die Kinder haben berechnet, dass unser Einkauf ca. 64 € kosten wird. Als uns die Kassierin den zu zahlenden Betrag von 64,15 € nennt, ist die Begeisterung groß – auch wir sind erstaunt, wie genau die Kinder gerechnet haben.

Nach dem Abendessen beschäftigen wir uns nochmals mit dem amerikanischen Wahlmännersystem und den US-Bundesstaaten. Ab 22:00 Uhr verfolgen wir via Livestream die Wahlberichterstattung im ORF. Ergebnisse erfahren wir noch nicht, denn um 01:00 Uhr gehen wir schlafen.

Vom Wahlergebnis in der Früh sind wir, wie so viele, überrascht bis bestürzt. Obwohl die Kinder so lange auf waren, entwickelt sich, nach einem guten Frühstück, der Mittwoch auch noch zu einem ganz passablen Schultag. Auf jeden Fall wird unseren Großen diese historische Wahlnacht ganz sicher in Erinnerung bleiben und wissensmäßig hat sich auch ein jeder das mitgenommen, was für ihn passt.

Die Übernachtung mit den Kindern meiner Klasse von Donnerstag auf Freitag steht unter dem Motto „St. Martin, Laternenbasteln und Pyjamaparty“. Als Marianne und ich die Kinder am Mittwoch fragen, was sie beim Übernachten unbedingt machen wollen, lautet der einstimmige Wunsch „Partymachen“. Wir sind überrascht und fragen, was sich die Kinder unter „Partymachen“ vorstellen. „Musik und Discokugel mitnehmen und tanzen.“ Ok, das ist schaffbar, wenn die Kinder selbst für Musik etc. sorgen. Und tatsächlich, am nächsten Tag haben sie alles mit. Und so tanzen Marianne, Susi, die auch mit uns übernachtet, und ich zusammen mit 11 Kindern zum Fliegerlied. Es ist schon 21:00 Uhr. Wir haben tolle Wachsbatiklaternen gebastelt, in der Dunkelheit einen Laternenumzug durch Mold gemacht, miteinander gespielt, abendgegessen, Schlafplätze eingerichtet und mit bis zu drei Kuscheltieren bestückt und dann, wie schon erwähnt, auch noch miteinander getanzt. Dreimal hintereinander Fliegerlied hat gereicht (Gott sei Dank) und die Kinder gehen zufrieden schlafen. Marianne und ich sitzen im Dunkeln der Klasse und schon kurz vor 22:00 Uhr sind wirklich alle eingeschlafen. Wieder ist es für einige unserer Schulkinder das erste Mal, dass sie woanders, ohne Eltern übernachten.

Am Freitag steht plötzlich Herr Pflichtschulinspektor Weinberger in der Tür. Er bahnt sich seinen Weg durch das Schlafsack-, Luftmatratzen-, Isomatten-, Waschzeug- und Kuscheltierchaos im Gang und dann unterhalten wir uns wie immer sehr angeregt über das, was in unserer Schule passiert, und über unser Schulsystem. Wir vereinbaren, dass er mit interessierten Kolleginnen und Kollegen die Schule im Dialog besuchen wird, um Inklusion in der Praxis zu erleben. Dass Inklusion an unserer Schule ganz besonders gut gelingt, ist mittlerweile auch den Schulbehörden bekannt.

Von Neuigkeiten bezüglich unserer Umbaupläne, meinen Erfahrungen mit dem Eltern-Kind-Vorschulkurs und den drei Jugendlichen, die bei uns ihre berufspraktischen Tage verbracht haben, berichte ich im nächsten Blogeintrag.

Ach ja, noch etwas darf ich nicht vergessen! Wir bereiten schon intensiv den 2. Molder Advent vor und laden alle sehr herzlich dazu ein. Bitte kommen und weitersagen – es wird ganz sicher wieder eine schöne und stimmungsvolle Veranstaltung, deren Reinerlös der Schule zugute kommt!!