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10.04.2014

10. April 2014


Da ich immer wieder von Personen angesprochen werde, die sich nur sehr schwer vorstellen können, wie, was und dass überhaupt etwas in meiner Integrationsklasse gelernt wird, habe ich beschlossen in diesem Blogeintrag einen kleinen, unvollständigen Einblick in den Unterricht der letzten drei Wochen zu geben:

Im Sachunterricht arbeiten die SchülerInnen an selbstgewählten Projekten:

Zwei Mädchen beschäftigen sich sehr intensiv mit dem Thema Schmetterlinge. Sie gestalten Projektmappen, in denen sie ihr erworbenes Wissen zusammenfassen und mit selbst angefertigten Zeichnungen illustrieren.

Vier Buben stellen ihr Papierfliegerprojekt vor. Sie haben 38 verschiedene Papierflieger gefaltet - einige davon selbst erfunden, die meisten nach Anleitungen aus Büchern und dem Internet. Flugeigenschaften werden verglichen, technische Details besprochen und auf Beschreibungskärtchen notiert.

Einige Kinder fassen ihre Eindrücke und Wahrnehmungen unserer Frühlingsbeobachtungslehrausgänge in Frühlingszeichnungen zusammen.

Drei Kinder beschäftigen sich mit dem Thema Bäume.

Drei beginnen, angeregt durch unser Klassenthema Fische, mit dem Projekt Aquarium – wir werden vielleicht ein kleines Aquarium in der Klasse einrichten.

Ein Bub wählt das Thema Polizei und landet schließlich bei der Frage: Wie funktioniert eine Radarfalle? Das weiß ich auch noch nicht.

Zwei Mädchen interessiert das Thema Rettungsauto. Ein Vater eines meiner Schulkinder ist freiwilliger Sanitäter beim Roten Kreuz, sein Sohn meint: „Mein Papa kann uns sicher ein Rettungsauto zeigen.“ Ich werde diesbezüglich Kontakt aufnehmen und auch wegen eines Erste-Hilfe-Kurses für Kinder nachfragen. Wir machen ja bald den Fahrradführerschein – da passt das ganz gut dazu.

Neben diesen frei gewählten Projekten, gibt es auch Themen, die für alle verbindlich sind:

Unsere vier Mehlwürmerkisten werden von vier verschiedenen Gruppen seit einigen Wochen beobachtet und betreut. Alle Beobachtungen werden in individuellen Beobachtungsprotokollen notiert. (Das bis jetzt umfangreichste können Sie hier als pdf-Datei ansehen.) Das Wachsen der Würmer und die vollständige Metamorphose (Larve – Puppe - Käfer) zu beobachten, ist für alle Kinder ein spannendes Erlebnis und hat einige Parallelen mit dem Schmetterlingsprojekt.

Wir planen eine Exkursion nach St. Pölten und wollen neben einer Stadtführung auch noch das Landesmuseum (Kinderführung zum Thema Fische) besuchen. Deshalb bereiten wir uns gemeinsam gut auf diese Exkursion vor.

Ein Schulkind bewältigt am Montag eine besondere Herausforderung: Nach Üben in Form eines Rollenspiels, ruft der Bub selbständig bei der Tourismusinformation in St. Pölten an und bestellt für die ganze Klasse kostenlose Stadtführer. Zwei Tage später sind die angeforderten Unterlagen in der Schule.

Wir studieren den Stadtplan von St. Pölten und Beschreibungen der wichtigsten Sehenswürdigkeiten unserer Landeshauptstadt und beschäftigen uns mit der historischen Entwicklung von St. Pölten.

Zwei tote Forellen müssen in der Klasse so manches über sich ergehen lassen, bis jedes Kind einen groben Überblick über den Körperbau von Fischen hat. Am Ende dieses Schultages sind Begriffe wie Fett-, After-, Rücken-, Schwanzflosse..., Schwimmblase, Gräten, Kiemen, … durch Begreifen und Zeichnen gelernt.

Im Werkunterricht werden unsere Müllmonster fertig. Man sieht ihnen kaum an, dass sie eigentlich nur aus Zeitungspapier, Küchenrollen, Klebebändern und Kleister bestehen.

Kathrin erklärt mir, dass ihr Müllmonster kein Mistkübel wird, sondern ein Sockenmonster, das alle einzelnen Socken der Familie fressen wird – auch gut!!

Die vierte Klasse lernt im Deutschunterricht nominalisierte Adjektive und Verben kennen – da wir uns von Anfang an immer schon mit Wortarten beschäftigt haben, ist das kein Problem.

Im Mathematikunterricht haben wir eine Schularbeit (Schularbeit hier zur Ansicht) zu schreiben. (Noten 4 Sehr gut, 5 Gut, 1 Befriedigend)

Weiters steht das Dividieren durch einen zweistelligen Divisor auf dem Programm. Das ist für drei Kinder eine wirklich harte Nuss, aber schließlich können es doch alle und haben auch verstanden, was sie da tun.

Meine vier sehr guten Mathematiker haben sich das Dividieren schon vor Monaten mit Hilfe unseres Mathematikbuches selbst beigebracht. Ihnen gebe ich seit der 3. Klasse in Mathematik keine Hausübungen, sie suchen sich immer selber aus, was sie üben wollen (meistens ist es mehr als ich ihnen aufgegeben hätte). Alle vier sind in Mathematik top fit und würden am liebsten den ganzen Vormittag rechnen.

Die dritte Klasse lernt das schriftliche Multiplizieren und beschäftigt sich mit geometrischen Körpern. Im Deutschunterricht geht es unter anderem um die Fürwörter der höflichen Anrede.

Meine Kinder mit Sonderpädagogischem Förderbedarf verbessern sich im Erlernen der Schreibschrift, differenzieren zwischen den Wörtern „ist“ und „isst“, üben und wiederholen ihren bereits gelernten Wortschatz, erlernen die Malreihen von 0, 1, 2, 5, und 10, arbeiten mit dem Hunderterbrett, beschäftigen sich mit geometrischen Körpern, …

Am Donnerstag, dem 27. März präsentieren wir den Eltern, was wir heuer im Trommelkurs gelernt haben, in der Woche darauf kochen wir am Donnerstag im Kochunterricht mit einer English-Native-Speakerin Spargelpenne mit Salat und Bananen-Orangentopfencreme.

16 ganz unterschiedliche Persönlichkeiten, 16 verschiedene Begabungs- und Leistungsniveaus, vier verschieden Schulstufen, ein Klassenraum eine Klassengemeinschaft - wir lernen - alles ist möglich!!!