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23.04.2015

23. April 2015


Aus aktuellem Anlass

„Der is do net bled, warum schickens erm denn dann auf Moid ind Schui?“ (Übersetzung für meine lieben Leserinnen und Leser aus Deutschland, der Schweiz, Liechtenstein, …: „Der ist doch nicht blöd, warum schicken Sie ihn denn dann in die Schule im Dialog nach Mold?“)

Diese Frage wurde einer Mutter beim Sprechtag gestellt. Die Lehrperson wollte von ihr wissen, ob sie wisse, warum ein Freund ihres Kindes im nächsten Schuljahr die Schule im Dialog besuchen wird.

„Der is do net bled, warum schickens erm denn dann auf Moid ind Schui?“ Die Mutter in der Sprechstunde war sprachlos ob dieser Frage, die betroffene Mutter war sprachlos und sehr verärgert. Ich bin wieder einmal sehr erstaunt und jetzt eigentlich dankbar für diese mir zugetragene Aussage, denn sie spornt mich an: Ich habe von solchen und ähnlichen Äußerungen schon mehrfach gehört. Offensichtlich muss ich mich noch mehr anstrengen, um zu beschreiben, wer, wie, was und wie viel in der Schule im Dialog gelernt wird. Um Menschen besser zu informieren und Vorurteile zu entkräften.

Wenn ein Kind ab der 1. Klasse unsere Schule besucht, oder mit neun oder zehn Jahren zu uns wechselt, hat das natürlich Gründe.

Wer besucht unsere Schule?
- Kinder, die auf Grund einer Lernschwäche dem Unterricht in der Regelschule nicht im ausreichenden Maße folgen konnten. Sie hätten einer besonderen Förderung bedurft, und hatten sie aus verschiedensten Gründen nicht erhalten. Sie wurden immer schwächer und frustrierter. Ganze Familiensysteme kollabierten fast, weil sich alles in einer aussichtslosen, verzweifelten, sorgenreichen, von Misserfolgen geprägten Spirale nur mehr um die Schule drehte.
- „Normal begabte“ Kinder, deren Eltern mit dem gebotenen Unterricht so unzufrieden waren, dass sie den Schulwechsel als erfreuliche Alternative auf sich nahmen.
- Eltern, die aus Überzeugung eine andere Art von Unterricht für ihre Kinder wollten.
- Eltern, die wussten, dass ihr Kind hochbegabt ist und befürchteten, dass ihr Kind in der zugewiesenen Regelschule nicht die entsprechende besondere Förderung erfahren würde.
- Eltern, die bereits ältere Schulkinder hatten und nun etwas anderes wollten.
- Eltern, deren Kinder ich bereits jahrelang in der Regelschule begleitet hatte, die mich und meinen Unterrichtsstil schätzten und genau wussten, worauf sie sich da in der Schule im Dialog einlassen würden.

Die Mischung des Jahrgangs 2014/15 kann also bunter kaum sein. 7-Jährige Erstklassler, die mit dem Mathematikbuch der 3. Klasse arbeiten und gut betont und so flüssig wie Erwachsene lesen, lernen mit fast 11-Jährigen, die sich nach ihren Möglichkeiten und in ihrem Tempo die Welt erschließen.

Wie wird gelernt und warum funktioniert es bei uns offensichtlich gut?

Mit Bernhard, Helga und Marianne habe ich drei wunderbare Mitarbeiter gefunden, bei denen sowohl die menschliche Komponente, als auch die fachliche Qualifikation für das, was uns an unserer Schule abverlangt wird, stimmt. Wir sind uns unserer großen Verantwortung bewusst, wir sind ein sehr harmonisches Team und arbeiten alle vier sehr engagiert und voll Freude und Neugier mit Kindern und Jugendlichen. Ich habe an meiner Schule nicht nur die Möglichkeit, mir meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen selbst auszuwählen, ich kann auch unbürokratisch und sofort auf unterschiedlichste Situationen und pädagogische Erfordernisse reagieren. Das ist im Vergleich zum Regelschulwesen ein ungeheuer großer Vorteil und Luxus, um den mich viele andere Schulleiter beneiden. Und wir bieten im Vergleich zum Regelschulwesen einen hervorragenden Betreuer-Kind-Schlüssel an. In diesem Schuljahr stehen an drei Tagen pro Woche für 19 Kinder drei Erwachsene zur Verfügung, an zwei Tagen sind es zwei Lehrer. (Unsere drei Leseomas sind da noch nicht miteingerechnet.) Im Schuljahr 2015/16 wird es noch besser aussehen. Bernhard wird ab Herbst mit einer ganzen Lehrverpflichtung angestellt werden. Daher werden wir jeden Tag zu dritt maximal 22 Kinder unterrichten und einmal pro Woche sogar zu viert. Individuelle Lernbegleitung, individueller Unterricht kann also in der Praxis auch wirklich umgesetzt werden.

Was lernen unsere Kinder?

Sicheres Beherrschen der Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen sind natürlich auch an der Schule im Dialog sehr wichtige Lernziele. Sie ermöglichen den Kindern, Teilhabe an der Gesellschaft mit größtmöglicher Autonomie und sind die Werkzeuge für eigenständiges Forschen, lebenslanges Lernen, …

Zur Persönlichkeits-Bildung gehört bei uns aber auch Theater zu spielen, sich intensiv mit der uns umgebenden Natur zu befassen, einen Obst- und Gemüsegarten anzulegen und zu pflegen, mit und von Künstlern zu lernen, auf Projekttage zu fahren, tägliche Bewegung im Freien, an verschiedenen Projekten teilzunehmen, im Jahreskreis Feste zu feiern, … Wir werden sehen, was die Zukunft uns noch alles bringt!

Wie und wie viel wird an der Schule im Dialog gelernt?

Im Laufe dieses ersten Schuljahres hat sich bei uns nun folgender Arbeitsrhythmus herauskristallisiert: Die erste intensive Arbeitsphase findet von 08:00 Uhr bis ca. 09:45 Uhr statt. Dann gibt es eine große Pause, in der die Kinder frisches Obst und Gemüse angeboten bekommen, ihre Jause essen und sich dann in unserem neuen, tollen Schulgarten austoben können. Daran schließt sich ab ca. 10:45 Uhr die zweite Arbeitsphase bis 12:30 Uhr an. Zweimal in der Woche gibt es am Nachmittag nach einem gemeinsamen, herrlichen Mittagessen in der Bildungswerkstatt Mold und einer Pause ab ca. 14:15 Uhr bis 16:00 Uhr Nachmittagsunterricht.

Die Kinder arbeiten und lernen unter anderem mit von uns selbst angefertigten Lernmaterialien, mit den extra für sie entwickelten SiD-Deutschprogrammen – sie ermöglichen im Deutschunterricht größtmögliche Leistungsdifferenzierung -, mit Montessorimaterial, mit den Mathe-ForscherInnen – tolle Mathematikbücher, die auch in der Regelschule verwendet werden –, mit Mikroskopen, (Sach-)Büchern, Gartengeräten, Werkzeugen, Künstlerutensilien, ….

Es werden dabei nie alle Kinder das Gleiche können, da nicht nur die Lernkapazitäten der 6- bis 11-Jährigen unterschiedlich sind, sondern auch deren Interessen. Nach unserer Schule werden manche Kinder ins Gymnasium wechseln, andere in die NMS und wieder andere werden bis zum Ende ihrer Schulpflicht bei uns bleiben.

„Der is do net bled, warum schickens erm denn dann auf Moid ind Schui?“ Diese Frage wurde einer Mutter beim Sprechtag gestellt. Die Lehrperson wollte von ihr wissen, ob sie wisse, warum ein Freund ihres Kindes im nächsten Schuljahr die Schule im Dialog besuchen wird. Wissen Sie es jetzt?

P.S: Wikipedia: Der Ausdruck Blödheit bedeutete in seiner Sprachentwicklung unter anderem Schüchternheit oder Ungeschicklichkeit und wird heute oft gleichgesetzt mit Dummheit. Die Verwendung des Wortes im Hinblick auf die Charakterisierung einer Person ist herabmindernd und beleidigend.
Achten wir doch besonders als Lehrerinnen und Lehrer auf unseren Sprachgebrauch!!!!